Innere Sicht

Roman Rudolf Liedl
Innere Sicht

Color colour art harmony Farbharmonie

Über eine Darstellung des Menschen.


Von Univ.Prof.Dr.Roman Liedl
Mathematisches Institut der Universität
Innsbruck
4.3.1999


Es soll im folgenden eine neue Darstellung des Menschen beschrieben werden.
Es handelt sich dabei um einen mathematisch nicht allzu schwierigen Sachverhalt, aber ich will eine allgemein verständliche Erklärung voranstellen.
Dazu verwende ich den Begriff des Astralkörpers, dessen für das weitere wesentlichen Eigenschaften ich hier postulieren will:
Der Astralkörper (des Menschen) ist das die lebende Materie (des Menschen) beherbergende räumliche Volumen. Wir stellen uns den Astralkörper als ein wie aus Glas gefertigtes Ebenbild des Menschen vor, wobei dieser Vergleich einerseits auf die gleichzeitige Sichtbarkeit der gesamten Oberfläche des Astralkörpers und andererseits auf die Durchsichtigkeit des Astralkörpers hinweist. Der Vergleich mit dem gläsernen Ebenbild wird nun dahingehend korrigiert, dass der Astralkörper im Gegensatz zu einem Glasobjekt keine Licht brechende Eigenschaft hat.
Denkt man sich einen Betrachter von hinten auf die Gesichtsseite des Astralkörpers blickend, so wird dieser durch die Fläche des Hinterhauptes hindurch schauend die Innenseite der Fläche des Gesichtes wahrnehmen.
Uns interessiert eine zweidimensionale, also ebene Darstellung dieser Wahrnehmung, ganz so wie wir es von der zentralen Perspektive in der bildenden Kunst her gewohnt sind.
Dieses ebene Bild will ich aus nach dem Gesagten offensichtlichen Gründen als die innere Sicht des abzubildenen Gesichtes bezeichnen.
Es handelt sich also dabei um eine zweidimensionale Visualisierung des Astralkörpers.
Für des materielle Gesicht ist diese Ansicht des Gesichtes außerhalb der natürlich gegebenen physikalischen Möglichkeiten, weil die Materie des Kopfes den Blick verwehrt.
Klarerweise hängt diese innere Sicht von der Wahl des Blickpunktes (=Zentrum der Perspektive) ab. Je weiter sich der Blickpunkt hinter dem Kopf befindet, desto ähnlicher wird die innere Sicht der gewohnten perspektivischen Darstellung des Gesichtes. Verschwindet der Blickpunkt sogar ins Unendliche, so ergibt sich eine innere Sicht, welche einer normalen fotografischen Aufnahme des Gesichtes mit einem Teleobjektiv gleicht. Nähert sich aber der Blickpunkt dem Hinterhaupt oder befindet er sich schließlich gar im Kopf, so kommt es zu einer völlig ungewohnten neuartigen Darstellung des Gesichtes und in diesem Fall wird die innere Sicht von neuem künstlerischen Interesse. Experimente haben ergeben, daß dem unvorbereiteten Betrachter die innere Sicht zwar einerseits als eine normale Darstellung eines Gesichtes erscheinen kann, daß er aber andererseits nicht in der Lage ist, aus der inneren Sicht die dargestellte Person wieder zu erkennen.

Ohne auf die interessanten kunsttheoretischen Überlegungen, welche an die Thematik der "inneren Sicht" anzuknüpfen sind, hier weiter einzugehen, will ich noch auf einen wichtigen Aspekt der inneren Sicht hinweisen. Bei der normalen perspektiven Darstellung eines Gesichtes vergrößert sich der dargestellte Anteil des Gesichtes mit der Entfernung des Blickpunktes vom Kopf, um bei der Wahl des Blickpunktes im Unendlichen ein Optimum zu erreichen.
Läßt man nun im Sinne der projektiven Geometrie den Blickpunkt über das Unendliche hinaus wieder ins Endliche weiter wandern, sodaß er sich nun an der Hinterseite des Kopfes dem Gesicht nähert, so vergrößert sich der dargestellte Anteil des Gesichtes weiter und erreicht eine Größe, welche durch eine normale perspektive Darstellung nicht erreicht werden kann. So ist durch die innere Sicht auch noch in diesem Sinne eine echte Wahrnehmungs- und damit Bewußtseinserweiterung erreichbar.
Dieser Effekt soll in der folgenden Skizze verdeutlicht werden, bei der der Kopf vereinfachend durch ein Ellipsoid ersetzt ist. Das Gesicht ist durch die Nase gekennzeichnet.
Zi bezeichnet das Zentrum der inneren Sicht, Za das Zentrum einer üblichen Perspektive. Die Bildebene ist mit Beta bezeichnet.





Nachfolgend ist eine Darstellung des Autors in innerer Sicht gezeigt, welche sich durch eine Photographie der Innenseite eines Gipsabgusses des Gesichtes des Autors ergibt.




Weitere Beispiele






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