Arbeitsbereich für Geotechnik und Tunnelbau
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IGT

Hydraulischer Grundbruch

Allgemeines

Ein hydraulischer Grundbruch tritt ein, wenn eine nach oben gerichtete Grundwasserströmung die Scherfestigkeit des Bodens verschwinden lässt. Dieses Problem kann zum Beispiel an der Luftseite einer Spundwand in einer Baugrube mit offener Grundwasserhaltung auftreten. Wegen der verschwindenden Festigkeit des Materials wird der Spundwand das Erdauflager genommen. Wenn sich Kanäle bilden, steigt die Durchlässigkeit schlagartig an, wodurch die Gefahr einer Flutung besteht.

Meistens wird der hydraulische Grundbruch dadurch erklärt, dass eine nach oben auf die Körner wirkende Strömungskraft die Gewichtskraft der Körner unter Auftrieb überschreitet, und somit das Korngerüst seinen Zusammenhalt verliert. Die volumenbezogene Strömugskraft ist , wobei i der hydraulische Gradient der aufsteigenden Strömung ist, und die Wichte des Wassers ist. Wird der vertikal nach oben wirkende Anteil der Strömungskraft gleich der Wichte unter Auftrieb

,

verschwinden die effektiven Spannungen, und das Korngerüst eines kohäsionlosen Bodens kann keine Belastung mehr aufnehmen. Man sagt, dass sich der Boden verflüssigt. Kohäsionsloser Boden verflüssigt demnach bei einem vertikal nach oben gerichteten kritischen Gradienten

.

ist damit der Gradient, bei dem gerade ein Gleichgewicht zwischen Strömungskraft und Gewichtskraft der Körner unter Auftrieb herrscht.

Da die meisten Berechnungsverfahren (Davidenkoff, Terzaghi, Terzaghi/Peck, Tanaka) zur Ermittlung der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch basieren auf dem kritischen Gradienten.

Versuche

Im Labor des IGT wurden Durchströmungsexperimente durchgeführt (Wilhelm, T. (2000): Piping in Saturated Granular Media)

Experiment Experiment

Im untenstehenden Bild wird ein typischer Versuchsablauf in einem dicht gelagertem Sand ( zu ) gezeigt, wobei die Filtergeschwindigkeit ist. Es können 3 Phasen unterschieden werden:

Diagramm Versuchsablauf

Phase 1: Microkanäle mit einem Durchmesser von ca. 1 mm werden sichtbar
Phase 2: Größere Kanäle (Durchmesser bis 4 mm) entwickeln sich und feinste Teile werden aus dem Boden ausgeschwemmt.
Phase 3: Das Phänomen kurz vor dem Durchbruch ist gekennzeichnet durch ausgewaschene Luftblasen und vulkanartig ausbrechende Kanäle.

Zustand 1
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Zustand 2
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Zustand 3
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In dicht gelagerten Sanden bildet sich der Kanal bei einem hydraulischen Gefülle gr��er als das kritische Gefülle aus, in locker gelagertem Sand bei einem Gefälle kleiner als dem kritischen! (Details siehe piping.pdf )

Video Laborversuch 'Hydraulischer Grundbruch' Dauer: 25 sec

In diesem Video ist die Enstehung eines Kanals (piping) in einem von unten nach oben durchströmten Sand zu sehen. Aus der anfänglich homogenen Strömung entstehen durch Lokalisierung mehrere Kanäle oberhalb des Lochbleches (unten). Von diesen Kanälen setzt sich einer durch (links) und erreicht die Oberfläche.

Experiment

mpeg-1
(4,7MB)

mpeg-1 gezippt
(3,7MB)

realmedia
(1,4MB)

M. Kleidorfer / W. Fellin (11/2002)